Ich sitze in meinem Hotelzimmer, die Füße hochgelegt, eine dampfende Tasse Tee in der Hand.

Der Blick aus dem Fenster zeigt eine Stadt, die mir noch fremd ist – aber diesmal fühlt sich das nicht beängstigend an.

Ich bin hier, weil ich es so wollte.

Weil ich entschieden habe, dass meine Karriere nicht zufällig passiert, sondern dass ich sie gestalte.

Noch vor zwei Jahren hätte ich mir diesen Moment nicht vorstellen können. Damals saß ich in meinem Büro, die Schultern schwer, die Gedanken kreisend.

Ich hatte alles getan, was von mir erwartet wurde.

Internationale Berufserfahrung? Check.

Mehr Verantwortung übernommen? Check.

Immer verlässlich, immer da, immer leistungsbereit? Doppelt check.

Und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich auf der Stelle trat, während andere mit weniger Erfahrung an mir vorbeizogen.

Ich hatte Projekte in verschiedenen Ländern geleitet, Teams aufgebaut, zwischen Kulturen vermittelt – und trotzdem wurde ich in Meetings oft als „zu jung“, „zu ambitioniert“ oder „zu wenig führungserfahren“ wahrgenommen.

Mein Chef sagte mir freundlich, aber bestimmt:

„Du bist eine unglaubliche Stütze für das Team.“

Eine Stütze. Nicht die Führungskraft, die ich längst war.

Ich wusste, dass ich mich weiterentwickeln musste, aber ich wusste nicht, wie. Dann stieß ich auf das Führungskräftecoaching. Ich hatte keine großen Erwartungen – dachte, es wäre ein weiterer Ratgeber mit generischen Tipps wie

„Sei durchsetzungsfähig“

oder

„Nutze deine Netzwerke“.

Doch gleich in der ersten Sitzung wurde mir klar:

Hier geht es um mich.

Um meine Stärken.

Um meine Ziele.

Mein Coach stellte mir eine Frage, die mich tagelang beschäftigte:

„Wartest du darauf, dass dich jemand ernennt, oder nimmst du die Führung für dich selbst?“

Ich merkte, dass ich jahrelang darauf gewartet hatte, dass mir jemand „erlaubt“, den nächsten Schritt zu machen.

Ich hatte mich angepasst, Kompromisse gemacht, gehofft, dass Leistung allein ausreicht.

Doch in der Realität zählt nicht nur, was man kann – sondern wie man sich selbst positioniert.

In den nächsten Wochen analysierten wir meine Rolle, meine Wirkung und meine Stärken.

Ich lernte, wie ich

meine Erfahrung sichtbarer mache,

klare Erwartungen an andere formuliere und

meine berufliche Weiterentwicklung nicht mehr dem Zufall überlasse.

Wir simulierten schwierige Gespräche, reflektierten Rückschläge und entwickelten eine Strategie, die genau zu mir passte.

Dann kam der Moment. Ich bewarb mich gezielt auf eine Führungsposition – nicht weil ich dachte, dass ich irgendwann „bereit genug“ wäre, sondern weil ich wusste, dass ich bereits alles mitbrachte.

Das Vorstellungsgespräch war anders als zuvor. Ich saß nicht als Bittstellerin dort. Ich wusste, was ich wert bin.

Und jetzt bin ich hier. In einer neuen Stadt, in einem neuen Unternehmen, in einer Rolle, die genau zu mir passt.

Heute früh habe ich mein Team zum ersten Mal offiziell begrüßt. Ich habe nicht das Gefühl, „endlich angekommen“ zu sein – sondern, dass ich meinen Weg aktiv gehe.

Das Coaching hat mich nicht verändert.

Es hat mir gezeigt, wer ich immer schon war.